Feuerwehrspritzen
aus Badenstedt
Danke an Matthias Blazek für die Unterlagen
Es war zu der Zeit als die Stadt Linden zum 1. Januar 1920 mit Hannover vereinigt wurden.
Mit ihr kamen zugleich die 1909 nach Linden eingemeindeten Dörfer Badenstedt, Bornum, Davenstedt, Limmer und im Jahr 1913 Ricklingen zur Stadt Hannover.
Groß-Linden hatte im Jahr 1919 genau 83.045 Einwohner gezählt.
Der Mechaniker und spätere Feuerspritzen-Fabrikant Louis Tidow (1805-1878) hatte 1837 im Bereich des heutigen Raschplatzes eine Mechanikerwerkstatt gegründet. Auf der Ausstellung zum XIII. Deutschen Feuerwehrtag zu Hannover vom 28. bis 31. Juli 1888 stellte er auf dem Stand 48 einen doppeltwirkenden Hydrophor (Wasserzubringer) zum Preis von 1200 Mark und fünf Saug- und Druckspritzen zum Preis von 450 bis 1800 Mark aus.
Tidow war verheiratet mit Amalie und verbrachte mit ihr als Rentier seinen Lebensabend im Haus Andreaestr. 5. Sein Sohn Conrad (1842-1923), der im Haus Königstr. 31 wohnte, verlegte die Firma 1898 nach Badenstedt, wo er das Grundstück „auf der grünen Wiese“ Empelder Straße 96 erwarb und dort Werksgebäude zur alleinigen Produktion von Feuerwehrspritzen errichtete. Er konstruierte bald auch Dampfspritzen. Letzter Inhaber des Werks war Paul Hoppe (1860–1919).
Der Name des Firmengründers Louis Tidow verschwand. So wurde am 11. Juni 1899 in der Gemeinde Neu-Warmbüchen die von der Firma Hoppe, Badenstedt, gelieferte Handdruckspritze abgenommen und ausprobiert.
Paul Johannes Christoph Hoppe, geboren zu Landsberg a. d. Warthe am 29. Februar 1860 und gestorben in Hannover am 18. Dezember 1919, Fabrikbesitzer zu Badenstedt, heiratete in Hannover am 5. April 1901 Helene Minna Adelheid (* 10. Juni 1865, † Isernhagen 20. April 1939), verrät das Niedersächsische Geschlechterbuch von 1962. Die Ehe blieb kinderlos.
Die Entwicklung der Motorisierung im Feuerwehrwesen schritt zu Hoppes Zeit rasant voran. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Dampfspritzentechnik bereits so weit entwickelt, dass sie einen zuverlässigen Einsatz garantierte. Schon 1888 hatte Gottlieb Daimler vom kaiserlichen Patentamt das Patent auf eine „Feuerspritze mit Motorbetrieb“ erhalten. Schon wenige Tage später präsentierte Daimler Ende Juli 1888 der breiten Öffentlichkeit auf der Ausstellung aus Anlass des XIII. Deutschen Feuerwehrtages in Hannover die von seinem Motor getriebene Benzinmotorspritze. Die Ausstellung fand in der für 5000 Menschen eingerichteten Großen Festhalle beim Floragarten „Bella Vista“ statt. Die Zeit der Handdruckspritzen neigte sich ihrem Ende entgegen.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarben die Gebrüder Fuchs, die 1907 in Berlin die „Admi-Werke“ gegründet hatten, im Jahr 1919 die ehemals Tidowsche Fabrik, die sie bald zu ihrem Hauptwerk ausbauten, nachdem das Berliner Werk für die Produktion nicht mehr ausreichte. Die „Fuchswerke“ lieferten bis 1993 von Badenstedt aus international Metallmöbel insbesondere für das Gesundheitswesen. Im Reichs-Branchen-Adressbuch von 1925 wurde sie als „größte und leistungsfähigste Fabrik für autogengeschweißte Dentalmöbel“ bezeichnet.
Die Auflösung (Liquidation) der „Spezialfabrik für Feuerspritzen“ erfolgte im Jahr 1922.